Die Skischaukel am Riedberger Horn

Schon seit über zehn Jahren wird nun die Skischaukel am Riedberger Horn geplant. Entstehen soll ein Verbindungslift sowie eine Piste zwischen dem Skigebiet Grasgehren und dem Skigebiet Balderschwang. Dadurch würde eine Erweiterung der Skigebiete ermöglicht werden und somit würden mehr Wintersportler angelockt und der Tourismus gestärkt werden. Das hört sich eigentlich alles recht positiv an, aber wieso gibt es dennoch so viele Gegner? Das Problem ist, dass die Skischaukel teilweise durch die im Alpenplan festgelegte Alpenschutzzone C laufen würde.

Aber was bedeutet das eigentlich? 

Der Alpenplan existiert schon seit 1972 und dient zur Raumplanung in den Alpen und regelt die Zulässigkeit von neuen Verkehrserschließungen, wie zum Beispiel Lifte und Skiabfahrten. Er teilt die bayerischen Alpen in drei verschiedene Zonen ein: Zone A, B und C. In Zone A sind neue Verkehrserschließungen grundsätzlich möglich, in Zone B nur unter Berücksichtigung eines strengen Maßstabs und in der striktesten Schutzzone C sind sie verboten.

Somit wäre der Bau der Skischaukel also rechtlich gesehen gar nicht möglich gewesen. Doch 2015 wurde ein Zielabweichungsverfahren von den betroffenen Gemeinden Balderschwang und Obermaiselstein beantragt. Dieses wurde genehmigt, wodurch der Bayerische Landtag im November 2017 die Änderung des Alpenplans beschließen konnte. Ein Teil der Schutzzone C wird nun in Zone B herabgestuft, somit ist der Weg für die Ausführung des Projekts rechtlich freigegeben. Im Gegensatz dazu wird ein anderes Gebiet in die Zone C hochgestuft, obwohl die Verteilung der Zonen bei der Entstehung des Plans natürlich genau bedacht und abgewogen wurde, sowie auf die einzelnen Gebiete abgestimmt war. Dies ist der erste Fall, der eine Änderung des Alpenplans durchgesetzt hat seit der Existenz von diesem.

Diese Änderung blieb nicht ohne Folgen, der Landesbund für Vogelschutz (LBV) und BUND Naturschutz (BN) haben eine gemeinsame Klage eingereicht, da sie einen Verstoß gegen das internationale Recht der Alpenkonvention gesehen haben.

Wer sind die Befürworter und Gegner des Projekts?

Gegner sind vor allem Naturschutzverbände wie der DAV oder BUND Naturschutz. Tourismusverbände und die betroffenen Gemeinden und der Großteil deren Anwohner sprechen sich tendenziell eher für den Bau aus. Dabei fällt auf, dass die Interessen von einigen hundert Anwohnern der Gemeinden Balderschwang und Obermaiselstein als Argument für eine Änderung eines Landesgesetztes, das folgenschwere Auswirkungen haben kann, ausgereicht haben, obwohl der Großteil der gesamten bayerischen Bevölkerung gegen den Bau der Skischaukel ist.

Für die Skischaukel spricht, dass ein größeres Skigebiet vermutlich auch mehr Sportler anlockt. Für viele Anwohner ist der Tourismus die Einnahmequelle und sie sind stark davon abhängig. Gegner argumentieren, dass auch eine Erweiterung keine bedeutsamen Auswirkungen hat, da das Skigebiet immer noch nicht mit den größeren und moderneren in Österreich mithalten könnte. Außerdem wäre der Bau der Skischaukel eigentlich rechtlich vor der Änderung des Alpenplanes nicht möglich gewesen und stellt somit trotzdem noch für die Natur ein großes Problem dar. Wälder müssten gerodet werden und schutzwürdige Biotope wären ebenfalls betroffen, wodurch auch die Lebensräume der Tiere zerstört werden würden. Beispielsweise sind die vom Aussterben bedrohten Birkhühner am Riedberger Horn zu Hause. Bei einem Eingriff in ihrem Lebensraum würde die Zahl der Birkhühner noch weiter zurück gehen. Dagegen argumentieren Befürworter, dass nur ein kleiner Teil der Schutzzone C betroffen wäre.

Wie sieht die aktuelle Lage aus?

Im April diesen Jahres kam die überraschende Nachricht: Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder sprach sich gegen den Bau aus: "Auf die Skischaukel wird verzichtet für mindestens zehn Jahre.". So soll wieder Ruhe und Frieden am Riedberger Horn geschaffen werden. Außerdem sollen Obermaiselstein und Balderschwang als "Modelldörfer für modernen Ski- und Bergtourismus im Einklang mit der Natur" fungieren. Stattdessen werden 20 Millionen Euro in die Umsetzung eines Natur näheren Tourismuskonzeptes in der Region investiert. Es wäre möglich, dass ihn zu diesem Entschluss unteranderem die Landtagswahlen in diesem Jahr verleitet haben. Sein Ziel war es die absolute Mehrheit der CSU zu verteidigen und dafür wäre es günstig, Themen wie dieses rasch zu klären, damit sie keine Auswirkungen auf den Wahlkampf mehr haben.

Obwohl die Skischaukel zunächst nicht gebaut werden soll, soll die Änderung im Alpenplan zunächst bestehen bleiben. Dadurch wäre es in Zukunft rechtlich trotzdem möglich dieses Projekt zu vollziehen. Im vergangenen November wurde nun aber im Koalitionsvertrag der CSU und der Freien Wähler vereinbart, dass die vorgenommene Änderung im Alpenplan wieder rückgängig gemacht werden soll. Daraufhin haben sich die Naturschutzverbände bereit erklärt die Klage vorerst ruhen zu lassen.